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Archive: No_Blog Beiträge

#29 – Leidenschaft fürs Lebendige: Sommerübung mit Praxis Teil 2

Habt ihr die letzten vier Wochen genutzt? Sind aus euren Füßen die Superkraftwerke eures Körpers geworden?

Jetzt geht es weiter – auch wenn es online etwas schwieriger ist, die passende Anschlussstelle zu finden. Jede/r von euch kann nach der intensiven Fußarbeit eine andere Körperregion als bedürftig für den nächsten Schritt ansehen. Im Vor-Ort-Kurs würde ich euch in unserem Einstimmungsstand sehen und könnte zügig individuell liefern, hier wird es eine generelle Körperreise über den Atem.

Kann es Lebendigkeit ohne Atem geben – ein klares nein! Unser Atem bewirkt Wunder, so wir ihn einfach laufen lassen. Doch wie geht das? Welche der unzähligen Atemtechniken ist gut oder gar die Richtige?

Nehmt einfach erstmal wahr, wie ihr gerade atmet. Völlig egal, in welcher Position ihr gerade seid. Sitzend, liegend, essend – völlig unwichtig. Wie fühlt sich euer Atmen in diesem Moment an?
Welche Körperregionen kommen in Bewegung?
Wo ist die Zunge?
Wie fühlt sich der Nacken beim Atmen an?
Was ist in der Augenregion los?
Müsst ihr Atem holen? Bis wohin kann dieser geholte Atem in euch fließen? In welcher Qualität breitet er sich in euch aus?
Oder kommt ein Impuls aus euch, der euch einatmen lässt? Bis wohin kann dieser Atem in euch fließen? In welcher Qualität breitet er sich in euch aus?

Wie ist es mit dem Ausatmen? Müsst ihr die Luft herausblasen? Braucht es Kraft dafür? Kommt die Luft aus den Nasenflügeln oder dem Mund? Muss die Zunge dabei helfen?
Was passiert, wenn ihr völlig ausgeatmet habt? Müsst ihr was tun? Darf einfach irgendwann neue Luft durch eure Nasenflügel einströmen? Müsst ihr die Luft hereinziehen? Wann endet eure Einatmung? Hört ihr einfach auf? Sind die Lungen voll? Ist das Zwerchfell beteiligt? Wenn ja, wie? Nehmt die Qualität im Zwerchfell wahr – bremsend, schwingend, weitend, sinkend, haltend, ziehend …

Ihr kennt es schon, es gibt keine falschen Antworten auf die Fragen, sie machen euch bewusst, wie ihr atmet. Wie viel oder wie wenig Kraft ihr dafür braucht.

Habt ihr nun das Gefühl, endlich mal Luftholen zu müssen? Oder eher ein Gefühl von belebt und erfrischt sein?

Startet gern nochmal von vorn mit einer anderen Körperposition: im Gehen, beim Joggen oder bei jeder anderen Tätigkeit. Am Ende geht es immer um eure adäquate Atmung in einer konkreten Situation. Und gern immer mal wieder auf euren Atem lauschen – in den September BFKs werden wir weiter daran forschen!

→ Für alle BFK-Teilnehmer (BewegungForschungsKollektiv) die nach diesem zweiten Übungsteil eine ‚Leerstelle‘ haben: schaut im Übungsheft nach einer passenden Sequenz oder meldet euch für Input bei mir.

(c) Grit Silke Thieme

#28 – Leidenschaft fürs Lebendige: Sommerübung mit Praxis Teil 1

Heutzutage begreifen wir wieder mehr, dass Gesundheit und Heilung von innen kommen. Äußere Eingriffe oder Methoden können die Reaktionen des Körpers unterstützen und anregen, letztendlich können die physiologischen, psychologischen und energetischen körperlichen Prozesse aber nicht gezwungen werden, wahres Wohlbefinden entstehen zu lassen. Dafür müssen wir Schritt für Schritt das, was gerade lebendig in uns ist, akzeptieren und als unseren aktuellen Startpunkt für unseren Weg annehmen – auch wenn es Schmerzen und Leiden sein sollten.

Sich dies genau in sich anzusehen und sich zu fragen: Was ist mein Anteil an dieser Sache? Was kann ich ändern? Was will ich ändern? Bin ich bereit, da genauer hinzuschauen?
Wenn z.B. die Füße schmerzen, fest sind oder gar gelegentlich anschwellen – wann habe ich zum letzten Mal meine Füße angeschaut? Auch die Fußsohlen, die Zehen, die Zehenzwischenräume, den Ballen, das Fußgewölbe, die Ferse und den Spann. Wann habe ich diese Stellen das letzte Mal berührt, betastet und wahrgenommen, wie sich die Stelle anfühlt? Im rechten Fuß? Im linken Fuß?

Habt ihr schon mal die segmentalen Zusammenhänge in jedem eurer Füße betrachtet? Wenn ihr in dem einen Fuß die große Zehe hebt – wie sieht das in diesem Fuß aus? Wie fühlt sich das an? Bis wohin seht ihr Bewegung? Und wie ist diese Bewegung, wenn ihr sie mit dem anderen Fuß ausführt?
Und mit jeder Zehe an jedem Fuß? Damit könnt ihr euch schon gern eine halbe Stunde die Zeit vertreiben … und danach ein paar Schritte gehen.
Wie fühlt es sich an, das Gehen? Wie bekannt? Oder irgendwie anders?

Wer noch nicht genug hat: Gern hinstellen, Füße hüftschmal stellen und Kopf on top – Augen schauen auf den Horizont/die Wand – keinesfalls auf den Boden oder die Füße! Und jetzt aus dem Stand, soweit wie es sich für euch gut anfühlt, langsam auf den Ballen oder gar die Zehenspitzen aufrollen. Langsam wieder mit der Ferse landen. Nachspüren.
Gern mehrfach machen und forschen, ob dabei was in den Waden passiert. Was? Rechts genauso wie links? Gibt es einen Unterschied? Worin besteht dieser?

So ihr euch die Fragen beantwortet habt und noch eine ‚Verlängerung‘ wünscht: rollt mit nur einem Bein auf und das andere bleibt stehen. Was passiert im Becken? Spürt genau nach, was passiert ums Becken und was wirklich tief im Becken? Wie fühlt es sich an?
Nehmt das andere Bein und rollt nur mit diesen auf den Ballen. Was ist da los? Wie fühlt es sich an? Wer macht alles mit?

Danach geht ein paar Schritte und schaut, was jetzt los ist. Wie läuft es sich? Was machen die Füße? Wie geht es euch jetzt? Ich bin mir sicher: Auf alle Fälle fühlt ihr euch viel lebendiger!
Ab in die Sandalen, Flip-Flops oder was auch immer und an den Badestrand, die abgeernteten Felder oder zum Tanz durch den Sommerabend. Jipppi! Der nächste November kommt bestimmt.

→ Die viel zu oft vergessenen Füße sind die Fundamente unseres Körpers und schleppen sich und uns oft sehr unlebendig, fest und schlecht durchblutet in die Welt. Wenn ihr euch ein klein wenig um sie kümmert, sie wahrnehmt und mit Zeit bedenkt, werden aus vernachlässigten und unlebendigen Körperregionen wahre Kraftwerke!

(C) Grit Silke Thieme

#27 – Meine neue Schreibroutine + wo bleiben meine angekündigten Bücher für Körper mit Kopf?

Sind sie endlich fertig, deine Bücher? Diese Frage höre ich immer wieder. Warum wohl? Weil meine Bücher noch immer im Schreibprozess sind. Und nur daher gibt es diese – bisher – wöchentlichen Zeilen für euch. An denen ich kontinuierlich zunehmend Spaß und Freude habe.

Die Fragen nach meinen Büchern finde ich super, es gibt großes Interesse an den Themen. Doof finde ich, dass in mir der Eindruck entstanden und verfestigt ist, dass es endlich die geschriebene Sprache gibt, mit der die in meinem Kopf befindliche „pinke, glitzernde Grütze“ logisch rational aufschreibbar, ja, sogar fachbuchtauglich wird. Mit Vorgaben über Seiten- und Kapitelaufbau, Buchtitel und -gestaltung, und, und, und.

Da liebe ich die Worte meiner Mutter, die nach dem ersten gelesenen No-Blog-Artikel meinte: „Ist sehr interessant, muss ich stückchenweise kapieren. Deine Grütze braucht Verdauungszeit und schmeckt gut.“

Nein, meine No-Blog-Artikel sind kein glattes, rundes marktfähiges Buch – sie dienen geistiger Anregung, die im Leser was ins Arbeiten bringen will. Genau wie in meinen Kursen oder der Einzelarbeit. Da kommen die, die was für sich abholen wollen, ganz ohne mitnehmbare Skripte und Power-Points. Einfach mitnehmbar als Veränderung im Körper. Ok, demnächst gibt es wieder die fünf Minuten gesprochene Notizen am Ende. Gern zum individuellen Mitschreiben – oder auch nicht.

Lasst mich noch ein wenig aus meinem „Nähkästchen“ plaudern: Es gibt es zwei Seiten, die an mir ziehen, die ich beide nicht bedienen will. Dieses an mir rumziehen war sehr gut und wichtig, ich konnte und durfte dadurch herausfinden, was ich schreibend sagen will.
Auf der einen Seite ist das medizinisch-therapeutische Fach. Nach wie vor werden Fachleute gesucht und angefragt, die sich mit der Bedeutung von Körperfaszien auskennen und über diese Schreiben und referieren können. An dem Punkt bin ich immer wieder raus, weil schon der Ansatz aus meiner Sicht in die Irre führt und ich die Wünsche der Auftraggeber nicht erfüllen kann. Es gibt nur eine Faszie! Das zu verstehen und zu begreifen ist die Grundlage all dessen, was ich vermitteln könnte.
Auf der anderen Seite ist die moderne Welt mit ihrem eigenen, den Globus überziehenden, digital-unermüdlich zappelnden Nervensystem. Das bringt Zergliederung in gewollte Micro-Moments und Quality-Time auf Daumenklick in Handy, Tablet und an fast jedem Ort. Die Dinge, die aus meiner pinken Grütze hervorgebracht werden, brauchen für die Aufnahme ungetaktete Zeit und Aufmerksamkeit, wollen tief in den Körper einsinken und verarbeitet werden, um ihre Wirkung entfalten zu können. Die Wirkung ist nicht messbar, schon gar nicht mit knackigen Worten und Titeln, auf vielen Kanälen beworben, nach dem Rezept: Erstens, zweitens und drittens – jetzt hast du es geschafft. Das dringt nur bis zum Hirn vor. Nicht schlecht, oft unterhaltsam aber auch da bin ich raus, komme nicht bis zum Körper durch.

Ich habe in meinem ‚Abarbeitungs-Prozess‘ zum Thema Buchschreiben rausfinden können, was ich schreiben möchte – nicht zuletzt mit der Hilfe erfahrener Schreib-Profis in einem Schreibseminar. Ich lege meine bisherigen Berge an „Fingerübungen“ zur Seite, schreibe nur noch einmal im Monat einen No-Blog-Artikel und beginne Geschichten über Menschen und eine Frau, die die körperbezogenen Befindlichkeiten der zu ihr kommenden Menschen auf ihre einfache Art in Fluss bringt, zu schreiben. Die schönsten kommen dann zwischen zwei Buchdeckel.

→ Ab sofort: No_Blog_Artikel immer am ersten Freitag eines Monats + die angekündigten Bücher werden nicht erscheinen.

(C) Grit Silke Thieme

#26 – Herzmeditation: Braucht es die Verbreitung noch einer Meditationsart?

Von mir ein klares und eindeutiges „Ja, unbedingt.“

Aus meiner Sicht ist es in unserer heutigen Welt die wichtigste Meditation überhaupt. Gern von jedem jeden Tag praktiziert. Für mich gibt es nur einen Frieden – den in uns, in unseren Herzen. Wenn wir in uns, in unserem Herzensraum, keinen Frieden finden, wie wollen wir Menschen dann untereinander zu Frieden finden?

Ich habe die Herzmeditation vor etlichen Jahren in London kennengelernt. Eine einstündige Abendveranstaltung, zu der mich eine Bekannte mitnahm. Sie hatte mir angekündigt, zwei spannende Meditationssachen mit mir vorzuhaben. Das Eine war eine mehrtägige Sadhguru-Spiritual-Yoga-Initiierung und das Andere eine Stunde geführte Herzmediation, kommend aus der Sufi-Tradition. Die Unterschiede hätten nicht größer sein können! Beides war enorm beeindruckend, beides tat mir gut, beides pflege und kultiviere ich seit damals in mir.

Die Spiritual-Yoga-Meditation findet mein Körper fantastisch. Für Ruhe, Atmung, Beweglichkeit, Ausgeglichenheit und generelle Gesundheit. Einfach und toll. Für mich eine wunderbare, knapp zwanzigminütige Routine zu Tagesbeginn. Ich möchte sie nicht missen.

Doch besonders ans Herz gewachsen ist mir im Lauf der Zeit – welche Überraschung – die Herzmeditation. Sie hat mein Wesen transformiert, verändert. Ich füge die knapp zehn Minuten dauernde Routine immer mal wieder irgendwann am Tag ein – schon geht meine innere Sonne nie unter. Egal, was der Tag sonst so zu bieten hat. Unglaublich, vorher unvorstellbar, aber zutiefst wahr.

→ Wer mehr davon wissen und erste praktische Minuten einer neuen Herzqualität genießen mag: am kommenden Wochenende (1./2.7.2023) gibt es einen Workshop dazu.
BODY_Mind: Herzmeditation Einführung. Ich freu mich auf euch.

(c) Grit Silke Thieme

#25 – Bilde deinen Körper – nicht nur deinen Kopf

Für das Wort bilden könnte ich auch alternativ formen, gestalten, modellieren, hervorbringen, schaffen, entstehen lassen, ausbilden, entfalten, entwickeln, erziehen oder zur Entfaltung bringen verwenden.

All diese Worte stehen für mich im Gegensatz zu den heute üblicherweise für körperliche Betätigung verwendeten Worten: Sport, Fitness, Training. Diese sind immer zielorientiert und dienen – mehr oder weniger bewusst – der Selbstoptimierung und Effizienz.
Körperbildung ist auch zielorientiert, dient aber weder der Effizienz noch der Selbstoptimierung – der Ansatz folgt der Idee von Freude an der eigenen Entfaltung, am eigenen Wachstum in der Qualität einer Bewegung und im Bewegungsausdruck im Alltag. Das heißt nicht, dass Sport, Fitness und Training nicht zu Wachstum und veränderter Bewegungsqualität führen – nur geht es dort eher um Trainingspläne, Zahlen und messbare Verbesserungen auf dem Weg zu einem konkreten Ziel.

Bei der Ausbildung des eigenen Körpers geht es um das Ausloten der eigenen (Bewegungs-)Grenzen und der staunenden Arbeit an diesen. Das braucht einen gut gebildeten Kopf, um die eigenen Grenzen zu sehen und akzeptieren zu können. Es braucht auch Mut, sich auf die fordernde Arbeit einzulassen.
Typischerweise beschäftigen wir uns erst mit den Grenzen unserer Beweglichkeit bei auftretenden Schmerzen und Beeinträchtigungen. Startpunkt ist oft ein Arztbesuch und die Hoffnung „das wird schon wieder“. Entweder mit Medikamenten oder Facharztbesuchen, bildgebenden Verfahren und medizinischen Behandlungen. Wenn da dann kein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt wird, sind die Betroffenen oftmals wirklich bereit, selbst die Verantwortung für sich zu übernehmen, sich auf den langen Weg der Körperbildung einzulassen.

Doch warum sollen andere etwas in Ordnung bringen, was man selbst „verzapft“ hat? Können die das überhaupt? Will ich das? Diese Fragen stehen am Beginn der Reise zur Bildung des eigenen Körpers. Oftmals liegen dann schon etliche gut bewegte Lebensjahre hinter einem – meist mit Sport und Fitness.

Was meint es nun genau mit der Körperbildung?
Nehmen wir eine der Basic-Übungen, an der man viele Jahre ohne jedes Gerät arbeiten und Veränderungen erzielen kann. Ich nenne sie „Kran“.
Plane bitte 10 Minuten ein. Neustarter versuchen bitte, mindestens fünf Minuten „dranzubleiben“. Du brauchst auf dem Boden Platz, um dich abzulegen. Finde selbst heraus, ob du eine Unterlage für deinen Komfort benötigst.

Bewegungsexperiment: Kran


Lege dich mit dem Rücken auf den Boden.
Stelle die ausgesteckten Beine nacheinander an.
Je näher die Fersen am Po stehen, desto leichter wird die Übung.


Habe die Füße hüftschmal stehen.
Beginne mit einem Bein, das andere ist erst nach Übungsende dieses Beines dran.
Schiebe ein Knie nach vorn schräg oben in Richtung des Fusses. Der Fuß bleibt an seinem Platz.


Lasse das Knie die Führung, die Aktivität übernehmen.
Der Oberschenkel – mit all seinen 27 Muskeln – das Becken, die Hüfte bleiben passiv liegen.
Das aktive Knie ruft Bewegung in Oberschenkel, im Hüftgelenk, im Becken, der Wirbelsäule ab.


Hast du es ausprobiert? War es leicht? Wenn ja, dann ist es nicht richtig. Leider.
Der typische Fehler:Der Oberschenkel soll nicht als eine kompakte Gruppe arbeiten, was ja sofort die Hüfte mit bewegt. Was hier wirklich in dir gesucht werden soll: die Anspannung aller Oberschenkelmuskeln und folgend der Hüfte sein zu lassen, und Faser für Faser auszudifferenzieren, wer arbeitet? Wer klemmt? Wer gleitet schon?

Wenn du einen Zipfel dieser „Loslassen-Qualität“ finden kannst, dann bekommst du einen ersten Eindruck von elastischer, fließender Körperkraft, die eine Beweglichkeit und „range of movement“ zulässt, in welchem dein Körper für dich arbeitet, sich bewegt – statt du ihn.


Also erneut auf Start und dasselbe Bein nochmal – für spielerische fünf Minuten.
Danach stehe vorsichtig auf und nach gutem Stehgefühl laufe ein paar Schritte. Hanghuhn-Gefahr!
Lege dich hin, nun ist das andere Bei dran – beginne wieder oben am Anfang.


Diese Übung kann bis zu den Kopfgelenken hinauf Wirkung zeigen, ja sogar bis tief in den Kopf hinein. Ich experimentiere schon über fünfundzwanzig Jahre an diesem „in-mir-abhängen“. Es wird immer feiner und feiner, hat irgendwann sein Spiel mit der Ein- und Ausatmung begonnen. Mittlerweile reagiert die Fußsohle (also die drei Ebenen der Plantarfaszie) auf die Bewegungseinleitung des Knies während die Atembewegung (Ein- und Ausatmen lassen durch Lungenausdehnung/-einsinken eine Wellenbewegung im entspannten Gewebe entstehen) gleichzeitig die gleichen Stellen berührt.

(C) Grit Silke Thieme

#24 – Gehen, Stehen, Laufen – ist doch ganz einfach. Oder?

Auf den ersten Blick ist es ganz einfach – zumindest für jeden, der zwei funktionstüchtige Beine hat. Bei genauerem Hinsehen fallen mir etliche Worte mehr als Gehen, Stehen und Laufen zu den in der Öffentlichkeit zu sehenden Körperhaltungen ein. Da wären Schlurfen, Nachziehen, unrund laufen, anhängen, gebeugt sein, humpeln, steife Knie, feste Hüfte und noch viele mehr. Was in meinen Augen viel zu oft fehlt: schlendern, hüpfen, tanzen, entspannt laufen, federnde Bewegung, elegant-kraftvoll ausschreitend.

Lasst uns daher über ein Thema reden, das selten benannt wird. Wenn das im Kopf verarbeitet ist, dann beginnt einiges, runder zu laufen.
Lordosen und Kyphosen, das sind die zwei mehrfach vorkommenden Wunderdinge in unserem Körper, die dir helfen, entspannt aufrecht zu sein.
Klassischerweise benennen die beiden Worte die natürliche Krümmung der Wirbelsäule. Lordosen sind die nach vorn gewölbten Hals- und Lendenwirbelsäulenbereiche, Kyphose ist die nach hinten gewölbte Brustwirbelsäule.

So weit, so gut. Wenn wir jetzt diesen natürlichen Schwung der Wirbelsäule – Hals nach vorn, Brust nach hinten, Lendenbereich nach vorn – nicht nur auf die Wirbelsäule anwenden, ergibt sich ein Bild wie unten am Artikelende zu sehen. Das habe ich am Wochenende im Kurs „Bewegungswerkstatt: Gehen. Stehen. Laufen.“ schnell gezeichnet, um sichtbar zu machen, wie die Mechanik des Aufrichtens aus den Füßen geht. Ein wenig vergleichbar ist dies mit der Bewegung einer Schlange, die sich nicht als langer, angespannter Stock vorwärts bewegt, sondern sich auf dem Boden schlängelt. Wir tun das nicht am Boden, sondern richten uns in dieser Art mit einer etwas anderen Anatomie (Beine, Füße) in die Höhe auf. Schaut bitte spätestens jetzt nach unten auf die Skizze!

Nach dem Blick auf die Skizze behaupte ich jetzt: Wir schlängeln uns im Lauf unseres Lebens in die Höhe. Das passiert durch die muskuläre Aktivierung der bereits in uns angelegten vor- und rückschwingenden Strukturen. Alle sind bei der Geburt angelegt, müssen aber mit Aktivität „gefüttert“ werden und führen nach nur Liegen über den Kopf auf ein interessantes Geräusch ausrichten zu ersten Kopfdrehungen/-hebungen, gefolgt von kriechen, krabbeln und ersten Gehversuchen. Die Aktivierung der 6. Lordose zwischen Fußballen und Zehen ist die letzte Aktivierung, die zu echter, entspannter Aufrichtung führt – von dort wird das ganze Brustbein supportet und der Kopf kann sich dann erst über die Kopfgrundgelenke und Atlas „on top“ auf die Wirbelsäule setzen.

Die letzte Stufe der Aufrichtung – eben jene Aktivierung der Zehen vor dem letzten Zehenglied – ist bei den meisten Menschen, die ich laufen sehe, nicht verwirklicht. Das geht einher mit allen Haltekonsequenzen im Köper für die ca. 7 kg Kopfgewicht, die dann nicht in der Achse liegen, also aus der Schlangenlinie (oft nach vorn) rausfallen. Mit der Konsequenz, dass alle Muskeln, die nun Haltearbeit verrichten müssen, die gesamte Schlangenlinie kollabieren lassen. Die individuellen Ersatzhaltemuster sind sehr unterschiedlich, machen alle gehen, stehen und laufen echt anstrengend.

Ich hoffe, ihr könnt euch in die ‚Schlange‘ hineinfühlen. Wer mehr dazu wissen oder unter meiner Anleitung und Korrektur in die Praxis einsteigen will, der Kurs kommt nächstes Jahr erneut! Für die diesjährigen Kursteilnehmer – wie gewünscht, unten ist die Skizze zu eurer Erinnerung.

(C) Grit Silke Thieme