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Archive: No_Blog Beiträge

#17 – Laufen: Aus den Füßen und Beckenboden statt aus den Hüftgelenken

Heute geht um eines meiner Lieblingsthemen: Laufen – nicht joggen oder eine andere Sportart ist gemeint, nein, einfach die Bewegung auf zwei Beinen durch den Alltag. Jeden Tag wieder, ein Leben lang – falls alles wie vorgesehen abläuft. Ha, auch da ist es schon wieder: ab-läuft.

Die meist gestellten Fragen zu diesem Thema über all meine Berufsjahre hinweg:
Warum aus den Füßen laufen – man läuft doch mit den Füßen? Was hat der Beckenboden damit zu tun? Der soll doch halten, vor allem den Blaseninhalt, wie kann er sich da bewegen? Das wäre doch das Gegenteil von halten, oder?

Die Antwort auf die Fragen wird dieses Mal wieder ein praktisches Experiment für euch. Meine Bewegungsforschungskollektiv-Teilnehmer erhalten hiermit die immer gewünschte, schriftliche Version des Monatsthemas. Das wird es leider nicht jeden Monat geben. Und, liebe BFK-Teilnehmer: Das wäre eine wunderbare Vorbereitung für den ‚Kran‘ der nach 30 Minuten dieser Vorbereitung bis in jedes Rippchen geht. Versprochen.

Vorbereitung: seid barfuß oder in Socken; tragt Kleidung, mit der ihr euch hinlegen könnt; habt einen Platz, wo ihr euch hinlegen könnt.

Dauer: mindestens 10 Minuten, gern auch bis zu einer halben Stunde.


Bitte lauft ein paar Meter und spürt, wie sich euer laufen anfühlt.
Prägt euch diese Wahrnehmung ein.
Achtet besonders auf die Füße, Knie und Becken sowie den Gesamteindruck.


Begib dich in Rückenlage, stelle die Beine an.
Bewege die Füße so nah wie möglich an den Po – es sollte aber bequem für dich sein – also nicht zu nah.
Lande in Ruhe in dieser Lage.


Danach starte mit einem Bein.
Das andere Bein wird später auch genau diesen Ablauf auch durchlaufen.
So es während der Übung unangenehm für das andere Bein wird, starte sofort oben neu mit dem anderen Bein.


Lasse den Fuß breit und weich werden, gib dir Zeit dabei, lass den Fuß fließen.
Du darfst mit den Zehen wackeln, darfst sie strecken, jede einzeln oder als Gruppe(n).
Wenn das Bein eine andere Position will, gib dem nach und bleibe dabei in den Füßen.


Spüre, wie das Gewicht der Wade in den Knöchel sinkt.
Kannst Du wahrnehmen, wie der Knöchel breiter wird?
Wie der Fuß noch mehr Gewicht bekommt? Wie fühlt es sich an?


Wie geht es deinem Oberschenkel in diesem Bein?
Kannst du – vielleicht zum ersten Mal – wahrnehmen, wie sich deine Oberschenkel anfühlen?
Was hat sich bei dir und in dir geändert? Spüre in den ganzen Körper.


Wie geht es deiner Lendenwirbelsäule?
Was tut die Brustwirbelsäule?
Was tun die Schultern?


Schau bitte nochmal nach dem Fuß.
Wie fühlt er sich im Vergleich zum anderen Fuß an?
Welche Unterschiede bemerkst Du?
(Es ist völlig in Ordnung, wenn es für dich keinen Unterschied gibt!)


Stehe langsam auf und achte darauf, sicher zu stehen.
Wie fühlt sich dein Stehen jetzt an?
Wenn Du dich gut organisiert und sicher fühlst, beginne vorsichtig zu laufen.


Wie fühlt sich dein Laufen an?
Was ist passiert?
Je nach deiner Routine mit solchen Experimenten ist von nichts bis Hang-Huhn jede Option möglich.


Jetzt ist das andere Bein dran: Starte bitte oben neu!

→ Zur Auflösung des Experiments: Das zu erwartende, typische Ergebnis wäre: weicherer Gang, mehr Erdung, entspanntere Beinmuskulatur, locker arbeitender Beckenboden (von Schambein bis Steißbein), kraftvollerer Auftritt, mehr Ruhe im Kopf.
So nichts bei dir passiert ist, buche gern einen meiner Kurse und arbeite unter meiner individuellen Anleitung und meinen nichts übersehenden Augen.

© Grit Silke Thieme

#16 – Meine Arbeit ist jede Stunde ein völlig neues Abenteuer

Wie kann das sein? Arbeit als Abenteuer? Immer wieder, jede Stunde? Ohne Reise in ferne Länder?
Wir alle wissen: Es gibt keine zwei identischen Menschen. Wir wissen auch: Menschen können ein und dieselbe Situation völlig unterschiedlich erleben und unterschiedliche Befindlichkeiten haben. Klingt für mich nach einem supertollen Ausgangspunkt. Open your mind – die Abenteuerreise beginnt!

Menschen mit ähnlichen Befindlichkeiten und Wünschen haben fast immer einen unterschiedlichen Weg zu diesen Befindlichkeiten und Wünschen. Der Weg, das Erleben, wie dieser Mensch in diese Situation gekommen ist, ist – zumindest in seiner Wahrnehmung und in der Reaktion seines Nervensystems auf die Umweltreize – sehr unterschiedlich. Auch wenn beide dieselbe Situation erlebt haben.

In meiner Arbeit ist es das Wichtigste, genau zu schauen, wie der Wunsch zu Veränderung entstanden ist. Sowohl in der Körper- als auch in der Kopfebene. Um an das vom Kunden gewünschte Ziel zu kommen, muss die gesamte Verkettung, die zum Veränderungswunsch geführt hat, verändert werden. Die Veränderung braucht, um dauerhaft sein zu können, den Zugang zu Kopf- und Körperebene. Und als Letztes, aber nicht zuletzt, den eigenen Willen, sich zu verändern. Klingt nach ganz schönem Abenteuer, oder? Nicht nur für mich als Reiseleiter, sondern besonders für den Reisenden!

In der klassischen traditionellen chinesischen Medizin ist es z.B. bei einer Erkältung wichtig, zu wissen, welche Organe sind betroffen und was überhaupt das Ganze ausgelöst hat. Ist die Nase, die Nasennebenhöhle(n), die Mandeln, Bronchien, Lunge betroffen? Ist die Blase beteiligt? Was macht das Schwitzen? Wer ist alles beteiligt an der Erkältung?
Der nächste Fragenkomplex: Wer hat wodurch begonnen? War es zu kühl? Waren die Füße nass geworden? Hat kalter Wind zu Verkühlung geführt? Wurde zu viel durch den Mund geatmet und damit die Luft nicht in den Nasengängen und Nebenhöhlen genug erwärmt? Wie regieren die Organnachbarn darauf – angestrengt, entspannt oder gar aufgebend?

Aus diesen komplexen und logisch nicht wirklich klar zu erfassenden Eindrücken wird das richtige Heilmittel – und nicht nur ein Symptomunterdrückungs- oder Verlagerungsmittel – zusammengestellt. Das wird für jeden Menschen individuell angefertigt. Es hilft nicht so schnell wie die modernen industriell hergestellten Medikamente. Ist halt oftmals „nur“ Heiltee, der lange getrunken werden muss und währenddessen innere Umstellungsprozesse anschiebt. Dazu gibt es dann noch die zu beachtenden Ratschlägen zu veränderten Verhaltensweisen. Ist nicht für akute Notfälle geeignet, aber gern auch Begleitprogramm nach der ersten Versorgung eines solchen.

→Die oben beispielhaft benannten Fragen sind für mich jedes Mal, wenn ein Kunde zu meiner Tür hereinkommt, die spannenden Fragen. Nicht bezogen auf die Erkältung – sondern auf die jeweiligen Befindlichkeiten und Wünsche meines Kunden. Wo hat es seine Ursache? Wer macht schon wie lange auf Kopf- und Körperebene zu viel, zu wenig oder gar nichts mehr? Auch unter dem Blickwinkel der Polyvagal-Theorie beachtenswert und aussagekräftig! Für mich ist jede einzelne dieser Einheiten eine faszinierende Abenteuerreise. Danke, dass ihr zu mir kommt!

(C) Grit Silke Thieme

#15 – Zeigt her eure Füße – Wesentliches über Füße und Körperstatik

Es gibt den alten Spruch: Wie man steht, so geht man durch die Welt. Und wie es mit alten Sprüchen so ist – es liegt oft viel Wahres drin.

Unsere Füße haben die Aufgabe, unseren Körper durchs Leben zu tragen. Das kann von leichtfüßig bis schlurfend einfach alles für unsere Füße und unseren Körper sein. Es kann Bewegungsfreude bringen oder das Gefühl, ausgebremst zu sein, einfach nicht vorwärtszukommen. Allein in den Füßen – die zuverlässige Basis für unser Stehen und Gehen sind – kann es tausende von Ursachen geben.

Als Einstieg in meine Jahresklassen und die speziellen Fußkurse lasse ich die Teilnehmer immer Fußabdrücke machen. Das geht ganz schnell und einfach mit nackten Füßen, Seidenpuder, farbigem Papier und Haarlack fürs Fixieren der Abdrücke. Dann geht’s zur Auswertung. Da schaut mein Auge und folgend das der Teilnehmer:

Sind alle Zehen zu sehen?
Ist der Abdruck durchgehend zur Ferse?
Wie ist das Fußgewölbe ausgeformt?
Stehen beide Füße gleich auf?
Haben beide Füße die gleiche Kraft?
Wie sind die Füße zueinander ausgerichtet?
Wie sind die Füße zur Umgebung ausgerichtet?
Welche Unterschiede gibt es zwischen rechtem und linkem Fuß?
Ist die Belastung gleichmäßig in beiden Füßen?
Ist die Belastung jedem einzelnen Fuß mehr innen, außen, vorn oder hinten?

Aus den Antworten auf diese Fragen lässt sich, wie beim Fundament eines Hauses ablesen, was in den oberen Etagen zu erwarten ist: Seien es Bewegungsmuster, Kompensationen, Verschleiß und vielleicht sogar schon Schmerzen.

Noch interessanter werden diese Fußabdrücke, wenn man sie jährlich macht und dazwischen gezielt an seinem Körper – nebst den Füßen – arbeitet. Da sind für mich wunderbare Entwicklungen zu sehen, bis hin zu endlich wieder schmerzfrei lächelnden Menschen, die voller Stolz auf ihr Fußabdruckbild schauen.

Nicht zu vergessen: Ja, es ist eine zufällige Momentaufnahme. Warum aber sollte jemand genau in diesem Moment nicht in seinem typischen Muster sein?

→ Wer von euch Lust bekommen hat: Am 22.04.2023 gibt es wieder meinen Tageskurs „Bewegungswerkstatt spezial: Füße als elastischer Energiespeicher

(C) Grit Silke Thieme

#14 – Nachhaltigkeit: Erde erhaltend und ehrlich statt Greenwashing?

Nachhaltigkeit, Klima retten – diese Worte sind seit Jahren in aller Munde. Und doch geht es der Welt nicht besser, sondern zunehmend schlechter. Mir stellen sich da die Fragen: Was oder wer ist denn die Erde, der es immer schlechter geht? Warum geht es der Welt trotz allen Wissens, allem bisherigen Tun nicht besser? Sind die Daten falsch? Ist die Diagnose falsch? Werden nur Symptome übertüncht?

Meine berufliche Selbstständigkeit begann ich 2008 unter dem Namen „Nachhaltiges Erfolgstraining“. Wenige Jahre später war dieser Name für mich untragbar, das Wort nachhaltig kam aus aller Munde und wurde mit etwas ganz anderem in Verbindung gebracht. Es ging es z.B. um nachhaltigen Konsum mit einem Baumwollbeutel statt Plastiktüte beim Einkaufen. Bei mir um Arbeit an sich selbst, weitab von Konsum, ohne jeglichen Materialeinsatz.

Da fällt mir ein: Hatte man nicht erst überheblich über die zum Einkauf mitgebrachten Beutel der Neubundesbürger gelacht? Oder über das SERO-System (SERO_Sekundärrohstoffe)?

Die Frage: „Wer oder was ist die Welt, die es zu retten gilt?“, findet für mich genau darin die Antwort. Es kommt darauf an, wo du deine Werte platzierst, was du als wertvoll und erhaltenswert erachtest, wie du damit umgehst, wenn andere etwas anders als du tun und leben. Ist es für dich genug, „grün“ zu shoppen und guten Gewissens weiter deinen bisherigen Lifestyle beizubehalten? Oder bist du sogar bereit, dich und deine Einstellung für Dinge, die dir wertvoll sind, zu verändern, dich für neue Perspektiven und Möglichkeiten zu öffnen? Deine eigene Beziehung zur Natur ist der individuelle Ausgangspunkt zur Rettung der Erde und des Klimas.

Braucht es also die Gesetze, Regelungen und Regierungserlasse, um die Welt zu retten? Mir sagte eine amerikanische Kollegin einmal: „Die deutschen haben so viele Regelungen und Vorschriften, weil sie es lieben, diese zu umgehen.“ Recht hat sie. Sobald eine Regelung getroffen ist, startet die Industrie von Regelungs-Umgehungssuchern ihre Mechanismen. Damit wirken die Regelungen nur für die, die sich keinen Berater und keinen Rechtsanwaltsstab für die Regelungsumgehung leisten können und/oder wollen.

Für mich ist das Problematische bei festgelegten Regeln für Nachhaltigkeit: Sie entfaltet sich wie das Leben regional und lokal. Für einen Städter machen andere Dinge Sinn als für einen Ländler – von Nahverkehr und Freizeitverhalten über Vorratshaltung und Eigenproduktion von Lebensmitteln bis hin zum Bewohnen alter ländlicher Fachwerkhäuser, statt einer Betonstadtwohnung. Die Beispiele könnte ich endlos fortsetzen. Nachhaltigkeit sieht einfach sehr unterschiedlich in ihren gelebten Facetten aus. Am Ende ist es immer der einzelne Mensch, bist du es, der sie leben muss, kann, darf oder will – ganz nach deiner inneren Beziehung zur Natur, zur Erde.

→ Lasst uns alle mitnehmen auf dem Weg der Nachhaltigkeit – jeden Einzelnen auf seine eigene, der Erde zugewandte, Weise. Gern unter von der großen Politik geschaffenen Rahmenbedingungen, mit Spielraum für Regionales und Lokales sowie Mündigkeit und Eigenverantwortung. Es ist die Einstellung jedes einzelnen Menschen – zur Welt, zur Natur, zu sich selbst – die eine Veränderung bewirkt.

(C) Grit Silke Thieme

#13 – Unser Körper zwischen Wissenschaft, Philosophie und alltäglicher Realität

An was denkst du, wenn du über unseren Körper reden oder denken sollst? An anatomische Bilder aus Biologie- oder Medizinbüchern? Das ist die heutzutage normale, weit verbreitete Darstellung und Auffassung, die wir oft als unsere eigene Einstellung zu diesem Thema übernehmen.

Eine andere, heute leider oft belächelte, Möglichkeit ist die folgende: der ursprüngliche Körper der Yogis. Nicht den des heutigen Yoga, der ist längst mit dem modernen Anatomie-Wissenschaftsdenken verbunden. Der ursprüngliche Yogakörper meint den Energiefluss und die Energiebahnen unseres subtilen Körpers. Das alte Yoga ist ein System aus Wissen und Praxis, mit seiner umfassenden Grundlage in alten philosophischen Schriften – wie z.B. der Bhagavad Gita oder den Upanischaden, um die zwei bekanntesten zu nennen.

Diesem Gedanken folgend können wir Yoga sowohl auf moderne, also eher physisch-sportliche Optimierung unseres Körpers und seiner Gesundheit auslegen, als auch auf die alte, traditionelle Weise. Für einen Kundigen werden dadurch zwei völlig verschiede Qualitäten und Seins-Stufen eines Menschen entwickelt. Beide sind wertvoll, wenn auch völlig unterschiedlich.

Für mich persönlich ist die Qualität des traditionellen Yoga viel umfassender, menschlicher und tiefen Frieden im eigenen Herzen bringend.

→ Beide Sichtweisen, die wissenschaftliche und die Yoga-philosophische, auf unseren Körper sind richtig. Sie schließen sich nicht aus, ergänzen sich eher. Zielen auf unterschiedliche Ebenen, grobstofflich oder feinstofflich-subtil, ab. Wenn ich die feinstoffliche Ebene nicht ausgebildet und geschult habe, sie nicht wahrnehmen kann und damit keinen Zugang habe, heiß das nicht, dass diese Ebene nicht existiert. Sie existiert nur für mich dann nicht.

(c) Grit Silke Thieme

#12 – Tutu (Tütü) für alle? Aber ja!

Diese Woche will ich der berichteten Tanztrainingserfahrung der letzten Woche gleich noch eine anhängen. Es wird sehr speziell und tüllig – aber toll!

Ich hatte mich zu einem Kurs für Körperorganisation beim klassischen Tanz angemeldet – wie immer mit Praxis. Mir kann immer nur die eigene Praxis verdeutlichen, was stimmig ist, welcher Körperpart noch mitmachen muss und welcher eher loslassen sollte. Also, nichts wie rein ins Vergnügen.
Womit ich nicht gerechnet hatte: Tutu-Zwang. Was soll es nützen, so einen doofen Tanz-Tellerrock zu tragen? Der steht an der Hüfte waagerecht ab, das behindert doch, ist ungemütlich und kratzt sicher. Was für für ein Blödsinn. Ich kann nicht mal Spitze anziehen, trage nie Strumpfhosen und dann soll ich so ein Ding tragen? Das werden wir ja noch sehen. Ich mach mich doch nicht zum Affen. Erstens habe ich keins, zweitens dies, drittens das. Ich habe mindestens fünfzig tolle Ausreden in meinem Kopf gehabt. Am Ende des Kurses stand ich, sehr dankbar für die Tutu-Erfahrung, glücklich strahlend im Raum.

Was war passiert? Mit einem Tutu kann man vieles erreichen: Eleganz; optisch noch längere Beine, als Spitzentanzschuhe eh schon machen; Bewegungsfreiheit für die dann besser zu sehende Beinarbeit. Und genau das, wofür dieser Kurs konzipiert war: ein tiefes inneres Verständnis für die Organisation des eigenen Körpers bekommen.

Unser Körper hat ein Achsenskelett, was aus Füßen, Beine, Hüften, Wirbelsäule und Kopf gebildet wird und einen Schultergürtel mit den Armen. Aus Sicht der Körperorganisation sind das zwei verschiedene Systeme, die gut separat angesprochen werden können. Das Achsenskelett ist für die Aufrichtung zuständig, die Schultern und Arme können bei entspannter Aufrichtung einfach auf dem Oberkörper und seinen Rippen ruhen. Haben folglich eher eine sinkende Qualität, hingegen das Achsenskelett eine nach oben strebende Ausrichtung.

Nun haben wir zwei Arme und Schultern, die nur an den Schlüsselbeinen in der Brustmitte knöchern mit dem Achsenskelett verbunden sind, der Hauptteil ist rein muskulär und faszial verbunden. Das gibt die Möglichkeit, sehr viel über eine funktionale also willentliche Einflussnahme zu arbeiten oder auch einfach hängen und passieren zu lassen.
Stell dir nun einen ein wenig unter deinem Bauchnabel sitzenden quer in den Raum rausstehenden Rock vor. Wohin mit den Armen ellenbogenabwärts?
Hm, da hilft nur Körperspannung weiter. Und sich im Achsenskelett nicht in die Gelenke zu setzen – wie letzte Woche in #11 beschrieben. Wenn dann noch die Schultergelenke leicht nach hinten sinken dürfen, dabei die Muskulatur zwischen den Schulterblättern zu arbeiten beginnt, bringt das die Arme fast von allein in eine gute und lockere Position über dem Tutu. Ein von mir völlig unerwarteter Effekt, der sich mit etwas Übung und Routine sehr schnell als alltagstauglich herausgestellt hat. Dass diese innere Aktivität gleichzeitig wie von selbst für eine Aufrichtung im Achsenskelett sorgt, gab dem Wort Schultergürtel eine völlig neue Dimension. Ja, es ist deutlich spürbar ein Gürtel. Wenn die rechte Seite, also der rechte Arm nach vorn oder hinten geht – fällt der linke nicht einfach ‚runter‘, er bewegt sich entsprechend dem Gleichgewicht in eine entgegengesetzte Ausgleichsposition.

Ich liebe diese Kursstunden bis heute innig. Da kam so viel Wissen in mich, was schon angelegt war – aber never ever aktiv geschaltet. Unglaublich. Alles so hochkomplex und doch mit Freude, Spaß, viel Lachen und Tutu so einfach zu entdecken!

Eine ähnliche Geschichte kann ich auch über Drehtanztraining mit Sufi-Rock erzählen. Der in diesem Fall lange und weite Rock ändert auch dort für mich alles. Zu Beginn hängt er recht schwer um die Beine, fängt an, mit zunehmendem Tempo zu steigen und wird ein weit in den Raum reichender flacher Teller, in dessen Zentrum ich zur Rotationsachse werde. Gefühle von Zentriertheit und endloser Ruhe stellen sich hier, trotz der schnellen Drehungen, bei mir ein. Ohne Rock habe ich diesen Effekt nicht, bin aber auch keine Meisterin des Drehtanzes. War einfach neugierig genug, es wissen zu wollen.

→ Bleibt neugierig. Alles, was wir denken, entspringt dem, was wir bisher erfahren haben. Versucht Neues, bleibt spielerisch offen. Probiert, bei sich ergebender Gelegenheit, gern ein Tutu an und denkt an diesen Artikel. Vergesst all die Klischees über dieses und jedes (andere Kleidungsstück).

(c) Grit Silke Thieme