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#31 – Die Freude des Lebens in einem alternden Körper

Was für ein Thema! Ich liebe es – wollte ich doch schon immer gern 50 Jahre alt werden!

Erinnert ihr euch noch an die klassischen Präsentkörbe für Jubilare ab 50 mit den gold- oder silberfarbigen Pappschildern der passenden Jahreszahl drin? Einfallslos und gruselig, oder? Heute würde man sicher das Wort diskriminierend verwenden.

Ich finde es bis heute schwierig, eine fröhliche Gratulationskarte für eine Person ab 50 und aufwärts zu finden. Da ist ein riesiges Angebot mit abwertenden Bemerkungen zu finden. Die oftmals lustig gemeinte Sprache und Darstellung darauf ändert nichts an der Abwertung und Altersdiskriminierung – finde ich.

Auch trägt die typisch dargestellte Lebenskurve, mit einem bergauf bis zur Lebensmitte und einem bergab ab allem was danach kommt, zu einem Klischeebild des Alters bei, das auch in der medizinischen Sprache – besonders für Frauen – prägend ist. Oder die jungen, sexy-schlanken Frauen in der Werbung: Warum sollte mir eine junge Frau z.B. den Erfolg einer Gesichtscreme gegen Falten vorführen. Wer hat in diesem Alter Falten? Für die danach kommenden Jahre bleibt die Werbeaussage pure Behauptung.

Was macht also die Freude des Alterns, die gesellschaftlich weder sichtbar, noch zelebriert wird, aus?
Wir ‚Alten‘ haben viel erlebt, viel durchgestanden, Höhen und Tiefen gemeistert. Wir bekommen keine schwitzigen Hände vor einer Prüfung mehr, wir sind an und in unserem Leben gewachsen und gereift. Wir finden es toll, älter zu werden und zu wissen, was uns ausmacht. Dadurch haben wir unsere ureigene Lebensqualität gefunden. Wohnen eingebettet im eigenen Körper, kennen seine Stärken und Schwächen und wissen, damit umzugehen. Unser Körperbild und Selbstwertgefühl stammen aus diesem tiefen Inneren. Wir haben ein Körpergefühl für unser Wohlbefinden entwickelt und leisten es uns, darauf zu hören. Wir haben aufgehört, darüber nachzudenken, wie wir von außen aussehen, wirken.
Wir müssen weder uns noch Anderen beweisen, dass es so ist. Sollten all das viel öfter verkünden und feiern – auf dass die äußerlichen Abwertungen, auch hier dem Zeitgeist folgend, sich ändern und irgendwann aufhören.

Und nicht zu vergessen: Wir haben dank der Hirnforschung gelernt und verstanden, dass man Menschen, denen man immer mehr Unterscheidungsgefühl und differenziertes Wissen beibringt, gleichzeitig mehr Mitgefühl beibringen muss. Mit sich selbst und mit denen, von denen man sich abgrenzt. Sonst gibt es keine Gemeinschaft oder Gesellschaft mehr, sondern nur noch sich gegenüberstehende Einzelne.

→ Wir sind nicht glücklich über unsere Falten und unser erschlaffendes Gewebe – wir nehmen es einfach als gelebtes Leben hin und akzeptieren es. Stehen zu unserem Glücklichsein in uns mit unserem Leben.

(C) Grit Silke Thieme – inspiriert von Susan Sands: On the Surprising Pleasures of Living in an Aging Body