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#30 – Anspannung, Entspannung und Grundtonus

Während einer wunderbaren Kurwoche an der Ostsee drehte sich um mich herum alles um Entspannung.
Puh, dafür war ich doch gar nicht hergekommen! Bei dem ganzen Entspannungs- und Relax-Programm kann mein Hirn nach wie vor nicht relaxen, nicht runterfahren. Das ist für mich viel zu … mir fällt kein passendes Wort ein.
Also arbeite ich mich jetzt über diese Zeilen zum passenden Wort durch.

Ein weit verbreitetes Merkmal unserer schnelllebig gewordenen Zeit ist, dass wir uns sehr oft angespannt, verspannt, fest in einzelnen Körperstrukturen oder gar verkrampft fühlen. Was letztendlich zeigt: wir Menschen brauchen gewohnheitsmäßig oft eine zu große Muskelaktivität für die zu erledigende Aufgabe. Und, dass es uns nicht möglich ist, nach Beendigung der Arbeit zurück in den muskulären Ruhezustand zu gelangen.

Die zu erledigende Aufgabe kann dabei alles sein von gehen, stehen, laufen über am Tisch sitzen, am Computer arbeiten, lesen, essen bis hin zu „wirklich“ arbeiten. Was auch immer. So weit, so gut.

Wenn man aus dieser andauernden Verspannung nun in die Entspannung kommt, was passiert dann? Oftmals ist es eine Erschlaffung an der entspannten Körperstelle, ein Zusammen- oder Einsacken. Der Mensch hat nun ein Problem: die durch die Entspannung ausgeschalteten Muskeln oder Körperteile haben wenig arbeitsbereite Antagonisten – also Gegenspieler. Diese Gegenspieler verrichten ihren nun plötzlich anstehenden Dienst eher schlaff und schleppend.

In Konsequenz: Nicht nur Entspannung, sondern folgend gezielte Aktivität für die bisher abhängenden Gegenspieler ist gefragt!
Um die Gegenspieler ein wenig in Schutz zu nehmen: Wenn z.B. der große Brustmuskel mit dem Schultergelenk in Daueranspannung ist (was wir oft lange gar nicht bemerken, erst wenn es zu schmerzen beginnt tauchen erste Fragezeichen in uns auf), brauchen wir uns nicht über „Winke-Fleisch-Trizepse“ am hinteren Oberarm wundern. Bei Männern wie Frauen übrigens gleichermaßen.
Den Trizeps zu trainieren ohne die vorn haltende Brust-Schulter-Struktur vorher zu differenzieren ist andererseits auch nicht beste Lösung.

Ganz schön kompliziert? Nein, finde ich nicht – wenn ihr einmal einen kraftvoll-leichten Grundtonus im Körper gefühlt habt, ist das Thema Entspannung und auch das Verspannen auf ein sehr deutlich fühlbares, neues Level gehoben. Was ihr dafür tun könnt – Integrieren Lernen. Mit meiner Einzelarbeit, bringt ihr euch auf den Weg dahin.

Die Moral von der Geschicht: Vergesst den Grundtonus oder, mit alten Worten, die „Reagierbereitschaft“ nicht.

(C) Grit Silke Thieme