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#23 – Atem und stofflicher Körper – Basics

Atem: Wie wirkt er in unserem Körper? Was bewirkt er? Ist es nicht der erste Atemzug nach der Geburt, der bezeugt, dass wir am Leben sind?

Neben der im Biologieunterricht behandelten Zell- und Lungenatmung, gibt es unzählige Atemtechniken in Sport, Musik, Yoga und allen möglichen Lebenslagen. Daneben gibt es etliche atemtherapeutische Schulen wie u.a. den „erfahrbaren Atem“ von Prof. Ilse Middendorf.
Erstere werden mit einem komplexen Zusammenspiel zwischen verschiedenen Teilen der Muskulatur, die die Ein- und Ausatmung so regeln, dass sie den Bedürfnissen des Menschen angepasst sind, erklärt. Letztere kennen auch die Bauchatmung und beschäftigen sich eher mit der Wechselwirkung von Atem und Geisteszustand, sehen Atem als die Verbindung von Körper und Seele.

Allen gemein und fachübergreifend ist mittlerweile die Erkenntnis: Eine „gute“ Atmung hilft, Stoffwechselvorgänge, Denkvorgänge und viele andere Prozesse aus der Unordnung heraus zu bringen. Im Klartext: Der Prozess des Atmens hat regulierenden Einfluss auf körperliche Ordnungsprozesse. Wenn wir genauer hinschauen, wird erkennbar, dass unsere Atmung sehr eng mit dem sogenannten limbischen System und weiteren Systemen im zentralen Nervensystem verschaltet ist, die für unsere Psyche verantwortlich sind. Wenn du z.B. Schmerzen hast oder wenn du durch Angst oder Freude aufgeregt bist, verändert sich deine Atmung. Durch Biofeedback-Geräte können wir heute deutlich zu sehen, was sich durch eine langsame, tiefe Atmung noch alles im Körper verändert: Der Blutdruck sinkt, das Herz schlägt langsamer, die Muskeln entspannen sich. Aber auch die Veränderungen durch eine schnelle oder unrhythmische Atmung können sichtbar gemacht werden.

Diese Ergebnisse haben untermauert: In letzter Konsequenz hat unsere Atmung mit ihrer Frequenz und Tiefe enorme Auswirkungen auf unser autonomes Nervensystem. Sie beeinflusst, ob dieses im kommunikativen Entspannungszustand oder im angespannten Verteidigungs-/Kampfmodus arbeitet. Und für Kenner der Fachbegriffe: ob eher Parasympathikus oder Sympathikus aktiv ist.

Bis hier bewegen wir uns auf gut erforschtem Wissenschaftsgebiet.

Wenn ich jetzt auf die über „ein sich Atem versenkende“ laufende Transformation unseres stofflichen Körpers in den spirituellen Körper komme, ist die wissenschaftliche Luft sehr, sehr dünn. Aber auch dieses dünne Lüftchen ist schon mit Wissenschaft in Kontakt gekommen. Seit etlichen Jahren erforschen Wissenschaftler die „Köpfe“ von langjährig meditierenden Meistern verschiedenster Meditations-Schulen. Sie entdecken dort immer mehr und immer tiefergehende körperliche Prozesse, die sonst nur im entspannten Tiefschlaf vorkommen.

Einzelne Wissenschaftler begannen selbst zu meditieren und in alte asiatische Traditionen einzusteigen. Mancher von ihnen durchdringt diese alten Konzepte für seine wissenschaftliche Arbeit, andere gaben die Wissenschaft auf und begannen zu atmen. Sagen heute, dadurch bekamen sie einen neuen Körper, den sie nicht für wissenschaftliche Untersuchungen zur Verfügung stellen, da diese (noch) zu grob dafür sei, nicht einmal die passenden Worte habe.

Haben diese Menschen am eigenen Körper erfahren, was der Atem und unser stofflicher Körper wie miteinander zu tun haben? Ich möchte es glauben.

→ Schau, wie weit du dich auf deinen Atem einlassen kannst. Für mich ist unser Atem ist zu komplex, um ihn rein wissenschaftlich und linear erklären zu können. Lass deinen Atem laufen, bis zum letzten Zug.

(c) Grit Silke Thieme