Skip to main content

#19 – BODY_Ritual: T’ai Chi Chuan Kurzform-Kurs Teile 1 bis 3 gemacht. Was kommt dann?

In den BODY_Ritual Kursen, die gern mehrfach besucht werden dürfen, wird immer der formelle Ablauf der jeweiligen Übungen erlernt und grob einstudiert. Im BODY_Ritual T’ai Chi Chuan Kurzform-Kurs eben das T’ai Chi. Das Wort Ritual deutet von Anfang an darauf hin, es geht um das Erlernen und dauerhafte Ausüben einer Routine. Mit der Zeit entwickelt sich daraus ein individuelles Ritual, bestenfalls jeden Morgen und Abend – im eigenen Wohlfühlbad, im Garten oder Park.

Die Erfahrung, die alle Teilnehmer zu Beginn machen: Je komplexer die Bewegungen sind, desto unbeherrschbarer erscheint der eigene Körper dem Übenden. Es genügt eben nicht, nur den Bewegungsablauf zu sehen und ihn intellektuell zu verstehen. Du brauchst viel Geduld mit dir und deinem anscheinend nicht gehorchenden Körper, der verspannt scheint, steif in Rotationen wirkt, der Kopf immer voraus – im Denken wie auch in der Kopfhaltung. Das ist die Zeit, in der man sich ungelenk, ungeschickt und sogar lächerlich fühlen kann. Darin besteht die allererste Übung: einzusehen, dass man sich unfähig fühlt und wirklich wieder ganz bei Null anfängt, um „Herr“ der eigenen Hände, Füße, Schultern und des ganzen Körpers in Bewegung, zu werden.

Nach dem Erlernen des grundlegenden Ablaufs der einzelnen Teile der Kurzform, folgt im Selbsttun zwischen den Kursen oder in individuell angesetzten Fragestunden:

  • die Vertiefung des Ablaufs bis er läuft – ohne darüber nachzudenken, was als nächstes kommt
  • die Arbeit an Atem und Stand
  • das saubere Gewichtübertragen von Schritt zu Schritt und dabei ein Gefühl für den Körperschwerpunkt
  • sich die ganze Sequenz (und das ganze Leben lang) aus dem eigenen Zentrum zu bewegen

Damit sind die Vorbedingungen erledigt, jetzt kann es richtig losgehen. Wobei die „Erledigung“ der Vorbedingungen Jahre dauern kann. Dieses Üben ist wunderbar im Buch „Vom Geist des Übens“ von Bollnow beschrieben, wenn auch heutzutage völlig aus der Zeit und dem Zeitgefühl gefallen. Das ändert aus meiner Sicht gar nichts an der tiefen Notwendigkeit der Kunst des Übens.

Nach dieser Tabula rasa wird es leichter, fließender. Und das von Übungseinheit zu Übungseinheit. Es geht und läuft – bis man merkt: „Oh, da war doch das mit dem nicht die Luft anhalten, sondern mit den Bewegungen den Atem fließen lassen. Puh, schon wieder hängt es.“ Nein, nichts hängt, der Ablauf der Sequenzen „sitzt“. Das ist ein riesiger Schritt! Herzlichen Glückwunsch!!

Für alle, die jetzt noch freudig sich selbst erforschend und frohen Mutes dabei sind, gibt es hier grob benannt, die mir bekannten Stufen der Ausführungsverfeinerung und Vertiefung des Ablaufs:

I
bisher bewegtest du dich im: groben Jing – das Erlernen der korrekten Figuren, Bewegungsabfolgen und Formen


II
dann folgt das: feine Jing – Verfeinerung der Haltungs- und Bewegungsprinzipien zur Entwicklung elastischer Kraft


III
grobes Qi – Verwandlung von Jing in Qi, wahrnehmen des Strömens der vitalen Lebenskraft Qi


IV
feines Qi – verfeinerte, differenzierte und vertiefte Wahrnehmung, Sammlung und Abgabe des Qi


V
grober Shen – Qi in Shen verwandeln, Einübung der Gedankenstille durch Konzentration auf die Übung


VI
feines Shen – sich versenken in mühelose Gedankenstille und Herzbewusstsein beim Üben


VII
Dao – innere und äußere Welt sind eins, Weisheit und Mitgefühl sind eins – mitten im Jahrmarkt des Lebens

→ Eine Lebensmeditation. Jeden Morgen und jeden Abend für 10-20 Minuten, ganz nach individuellem Zeitgefühl und aktueller Übungsqualität. Ohne Sportgeräte und besonderen Platzbedarf, überall machbar – drinnen wie draußen, bei Sonne und Regen. Viel Vergnügen!
Für Qualitätsupdates komme gern in den Wochenendkurs. Gern jedes Jahr wieder. Lebenslanges vertiefen und Einsinken in sich und tiefen inneren Frieden.

(c) Grit Silke Thieme