#14 – Nachhaltigkeit: Erde erhaltend und ehrlich statt Greenwashing?
Nachhaltigkeit, Klima retten – diese Worte sind seit Jahren in aller Munde. Und doch geht es der Welt nicht besser, sondern zunehmend schlechter. Mir stellen sich da die Fragen: Was oder wer ist denn die Erde, der es immer schlechter geht? Warum geht es der Welt trotz allen Wissens, allem bisherigen Tun nicht besser? Sind die Daten falsch? Ist die Diagnose falsch? Werden nur Symptome übertüncht?
Meine berufliche Selbstständigkeit begann ich 2008 unter dem Namen „Nachhaltiges Erfolgstraining“. Wenige Jahre später war dieser Name für mich untragbar, das Wort nachhaltig kam aus aller Munde und wurde mit etwas ganz anderem in Verbindung gebracht. Es ging es z.B. um nachhaltigen Konsum mit einem Baumwollbeutel statt Plastiktüte beim Einkaufen. Bei mir um Arbeit an sich selbst, weitab von Konsum, ohne jeglichen Materialeinsatz.
Da fällt mir ein: Hatte man nicht erst überheblich über die zum Einkauf mitgebrachten Beutel der Neubundesbürger gelacht? Oder über das SERO-System (SERO_Sekundärrohstoffe)?
Die Frage: „Wer oder was ist die Welt, die es zu retten gilt?“, findet für mich genau darin die Antwort. Es kommt darauf an, wo du deine Werte platzierst, was du als wertvoll und erhaltenswert erachtest, wie du damit umgehst, wenn andere etwas anders als du tun und leben. Ist es für dich genug, „grün“ zu shoppen und guten Gewissens weiter deinen bisherigen Lifestyle beizubehalten? Oder bist du sogar bereit, dich und deine Einstellung für Dinge, die dir wertvoll sind, zu verändern, dich für neue Perspektiven und Möglichkeiten zu öffnen? Deine eigene Beziehung zur Natur ist der individuelle Ausgangspunkt zur Rettung der Erde und des Klimas.
Braucht es also die Gesetze, Regelungen und Regierungserlasse, um die Welt zu retten? Mir sagte eine amerikanische Kollegin einmal: „Die deutschen haben so viele Regelungen und Vorschriften, weil sie es lieben, diese zu umgehen.“ Recht hat sie. Sobald eine Regelung getroffen ist, startet die Industrie von Regelungs-Umgehungssuchern ihre Mechanismen. Damit wirken die Regelungen nur für die, die sich keinen Berater und keinen Rechtsanwaltsstab für die Regelungsumgehung leisten können und/oder wollen.
Für mich ist das Problematische bei festgelegten Regeln für Nachhaltigkeit: Sie entfaltet sich wie das Leben regional und lokal. Für einen Städter machen andere Dinge Sinn als für einen Ländler – von Nahverkehr und Freizeitverhalten über Vorratshaltung und Eigenproduktion von Lebensmitteln bis hin zum Bewohnen alter ländlicher Fachwerkhäuser, statt einer Betonstadtwohnung. Die Beispiele könnte ich endlos fortsetzen. Nachhaltigkeit sieht einfach sehr unterschiedlich in ihren gelebten Facetten aus. Am Ende ist es immer der einzelne Mensch, bist du es, der sie leben muss, kann, darf oder will – ganz nach deiner inneren Beziehung zur Natur, zur Erde.
→ Lasst uns alle mitnehmen auf dem Weg der Nachhaltigkeit – jeden Einzelnen auf seine eigene, der Erde zugewandte, Weise. Gern unter von der großen Politik geschaffenen Rahmenbedingungen, mit Spielraum für Regionales und Lokales sowie Mündigkeit und Eigenverantwortung. Es ist die Einstellung jedes einzelnen Menschen – zur Welt, zur Natur, zu sich selbst – die eine Veränderung bewirkt.
(C) Grit Silke Thieme