# 49 – Vorab erste Zeilen vom zweiten Körperroman ‚ZUHAUSE‘
… mit dem Unteritel: Körper – Yves Resonanzraum des Lebens
Zuhause ist kein Ort. Nirgendwo auf dieser Welt.
Zuhause, das sind Erinnerungen, aufsteigende Bilder.
Düfte, Klänge der Natur im Jahreslauf.
Die dazugehörigen Kräuter, Küchengerüche und Speisen.
Die täglich zu- und abnehmende Intensität der Sonne auf meiner Haut.
Die mich anströmende Luft, mit ihrer Trockenheit und Feuchte, die die Welt zu mir heranträgt.
In mein tagtägliches Tun hinein, in das ich eintauche, tief in meinem Sein.
Zuhause, das finden meine – über Jahrzehnten feingestimmten – Sinne, indem sie der Welt zuhören, sich ihr zuwenden. Wenn sie an mir tief vertrautem anknüpfen, das unvorstellbar weiter als meine eigene Lebensspanne zurückzureichen scheint.
Mein Zuhause ist eng mit dem Rhythmus der Natur im Lebensraum meiner Ur-Ahninnen verwoben. Über Jahrhunderte lebten sie dort, kehrten immer dahin zurück. Auch ich scheine fest verankert in jenem Breiten- und Längengrad, zog es mich doch zu jenem Ort, an dem sie Jahrhunderte lebten. Nichts von der mir verschwiegenen Ahninnen-Heimat wissend, leiteten mich meine Sinne recht früh im Leben zu ihrem Ort – ohne, dass ich um die Bedeutung dieses Fleckens Erde für mich, mein Sein wusste.
Ich empfand ihn aufgeladen, zauberhaft und unfassbar wohltuend für mich und mein geplagtes Körperchen. Dort fühlte ich ein bis dahin nie gespürtes Erkennen und erkannt werden ‒ gleichzeitig war da ein neues, tiefes angepiekst und provoziert sein von der Welt.
Was war es? Es ging mir nicht aus dem Kopf, keine Minute. Nicht am Tag, nicht in der Nacht. War es überhaupt in meinem Kopf? War es nicht überall in mir? Noch vor Ort beschloss ich, jener eindringlichen, unfassbaren Irritation meines Wesens auf den Grund zu gehen. Meine bewusste Suche nach dem, was meinem Körperchen zum richtigen Körper fehlte, nahm ihren Lauf. Meine Antennen gingen auf Empfang.
Jahrzehnte später, lichtete sich mein Tasten und Suchen nach dem im-Körper-landen-wollen und mich-Zuhause-fühlen-können, schlagartig. Alle in den vielen Jahren gegangenen Schritte fügen sich rückblickend zu einem einzigartigen, schlüssigen Weg, bilden ein jederzeit sicher verwobenes, mich haltendes Band. Ich nenne es ‚My woven Luxuries‘, die mich sicher ans Ziel und weiter, zu erfüllendem Sinn finden ließen.
Nichts vom ‚gewebten Luxus‘ war mir vorher bekannt, weder der Webstuhl, noch die verschiedenen Garne. Schon gar nicht die vielen Möglichkeiten ihrer Bindung. Meine Webversuche führten mich durch unglaubliche Höhen und unfassbare Tiefen, ließ mich zweifeln und neuen Mut finden, fallen und wieder aufstehen. Je ungestümer ich voran wollte, desto weiter warf es mich in meine Starre, mein Nichtkönnen zurück. Unzählige Rückschläge lehrten mich weit mehr als Ausdauer und erneut zu Beginnen. Sie brachten mich erst in die ersehnte Beweglichkeit, gefolgt von freier Bewegung und unaufgeregter Bewegtheit – beim ununterbrochenen spinnen und verweben der tagtäglichen Momente ins im-Leben-Zuhause-sein.
Erst die zahlreichen Hindernisse, Stolpersteine und Ehrenrunden auf meinem Weg machten mich zur ganzen, zur vollständigen Menschin ‒ und zu der Yve, die ich heute bin.
So du mich schon aus dem ersten Körperroman kennst, hier wirst du lesen wie ich wurde, wer ich bin und was Tom und Einstein damit zu tun haben.